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limmattal-online.ch
Hoo, hoo, hahaha!
Auch Lachen soll gelernt sein: Gestern konnte man in Schlieren im Lachyoga heitere Gelassenheit üben. Ziel ist besserer Zugang zu den Emotionen. Der Lachyoga-Trainer Robert Butt aus Hamburg leitete das Seminar in Schlieren:
"Herr Butt, wann haben Sie das letzte Mal privat so richtig lachen müssen?" Robert Butt: "Als ich kürzlich mit einer sehr guten Freundin, die Lachyoga in Österreich unterrichtet, telefoniert habe. Wir können über ganz Alltägliches lachen und stecken uns dann gegenseitig an."
"Sind die positiven Effekte des Lachens beim Lachyoga, bei dem man ja ganz bewusst zu lachen versucht, dieselben wie bei einem spontanen Lachen?"
"Auch wenn das Lachen manchmal aufgesetzt ist, kommt durch die Übungen auch das spontane Lachen viel leichter. Die positiven Effekte auf den Körper sind aber dieselben, ob spontan oder nicht. Zudem lacht man in der Gruppe viel mehr, als wenn man allein ist. Und im Lachyoga ist man in einer Gruppe."
"Wie stehts denn ums Weinen? Sind die Effekte auf den Körper ähnlich wichtig wie beim Lachen?"
"Weinen ist sicherlich auch wichtig für den Körper. Lachen und Weinen können ja auch sehr dicht beieinander liegen. Es gibt auch Kulturen, wo man bei Trauer lacht."
"Es ist also nicht das Ziel des Lachyogas, in jeder Situation lachen zu können und das Weinen zu verdängen?"
"Nein. Das Ziel ist, einen besseren Zugang zu den eigenen Emotionen zu bekommen – egal ob lachen oder weinen. Es gibt aber auch Leute, die Schlimmes erlebt haben und das Lachen wieder lernen möchten."
"Wie sehr konnten Sie die Teilnehmer des heutigen Kurses öffnen?"
"Es ging sehr gut. Mir wurde zwar gesagt, Schweizer seien noch verschlossener als Deutsche. Meine Erfahrungen sind aber anders."
(ABL) Quelle: limmattal online.ch vom 3. Februar 2008
Warum Frau Kruse so oft zum Lachen ist . .
Von Friederike Grupe
Ingeborgs Nase legt sich in Falten. Sie wirft den Kopf zurück, schließt ihre Augen. Ihr Mund ist weit geöffnet, die Atmung wird schneller - dadurch werden die Stimmbänder in Schwingungen versetzt und erzeugen glucksende Laute. Ihr Körper schaukelt hin und her. Ingeborg Kruse lacht. Frau Kruse ist 78 Jahre, macht regelmäßig Lachyoga. Diese ungewöhnliche Sportart hat in Hamburg mehrere Hundert Anhänger, die sich regelmäßig in sieben Lachklubs zum gemeinsamen Lachen treffen. An diesem Sonntag ist für die Uhlenhorsterin und ihre Klubfreunde ein besonderer Tag: Es ist zehnter Weltlachtag. Zehntausende Jünger der Lachbewegung treffen sich rund um den Globus zum kollektiven Gackern.
In Hamburg wird das spaßige Ereignis zum fünften Mal gefeiert. Nachdem sich die Teilnehmer in früheren Jahren auf dem Rathausmarkt und im Stadtpark getroffen hatten, wird dieses Mal in den Zeise Kinos gelacht. Über komische Filme, Clowns und Magier – und beim Lachyoga.
Mittwochabend, 18 Uhr 30. Zehn Menschen haben sich auf dem Schulhof der Blindenschule am Borgweg eingefunden, um bei Robert Butt (52) Lachyoga zu machen. Die Stimmung ist freundschaftlich, man dutzt sich und plaudert ein wenig. Dann geht es los. Wie auf Knopfdruck fängt Robert Butt an zu lachen: "Ho-ho, ha-ha-ha!". Sofort fallen seine Schüler ein, lachen laut, springen ungeniert und voller Inbrunst durcheinander – wie Indianer beim Kriegstanz. Das ist anstrengend.
"100 Ha-ha-has in zwei Minuten haben dieselben körperlichen Auswirkungen wie zehn Minuten Joggen", sagt Robert Butt. Deshalb gibt es zwischendurch immer wieder ruhige Yoga-Übungen, in denen die Lachschüler wieder zu Atem kommen.
"Lachen ist ein Gesundbrunnen", sagt der Psychologe und Humorforscher Michael Titze. "Es setzt Selbstheilungskräfte frei, die wir im wirklichen Leben viel zu wenig nutzen." So werde die Lungenfunktion verbessert und das Gehirn mit einer Sauerstoffdusche versorgt. Die inneren Organe bekämen eine Art Massage, im Blutkreislauf würden Stresshormone abgebaut, Zellen zur Immunabwehr gebildet und Glückshormone ausgeschüttet.
"Nach dem Lach-Treff fühle ich mich immer gut - fast wie frisch verliebt", sagt Karsten (44), der seit eineinhalb Jahren beim Lachyoga mitmacht. "Es ist eine schöne Form der Entspannung", findet auch Günter (41). Seine Frau Antonella (39) hat ihn dazu überredet, beim Lachklub mitzumachen. Auch ihr Sohn Adriano (11) hat Spaß beim Lachyoga. Ingeborg, Karsten und die anderen Lachklubmitglieder freuen sich auf den Weltlachtag. "So müssen wir mit dem nächsten gemeinsamen Lachen nicht bis Mittwoch warten."
Quelle: Hamburger Abendblatt vom 5. Mai 2007
Ärztezeitung Gesundheit
Lachen kann trainiert werden
Lachtrainer-Workshop mit dem Erfinder des Lach-Yoga, einem indischen Internisten HAMBURG (ug). Lachen ist gesund, das ist sogar in Studien gezeigt worden. Lachen hebt nicht nur die Stimmung, sondern senkt etwa auch den Blutdruck. Doch Erwachsene lachen zu wenig. Kinder prusten noch 300- bis 400mal am Tag einfach so drauflos, Erwachsene dagegen tun das durchschnittlich nur 15mal. Lachen ohne Anlaß läßt sich aber trainieren – durch Lach-Yoga.
"Grundloses Lachen kann sich intensiver entfalten als das Lachen über einen Witz", sagt der indische Lach-Yoga-Guru Dr. Madan Kataria. Der Internist, der früher in Bombay praktiziert hat, erforscht seit Jahren das Lachen in Lach-Gruppen. "Beim Lachen schüttet das Gehirn Endorphine aus. Dadurch verbessert sich die Stimmung, die Muskeln entspannen sich, und durch das Lachen steigt der Sauerstoffgehalt im Blut", so Kataria. Beim Lach-Yoga werden bestimmte Techniken des absichtlichen, grundlosen Lachens mit Atemübungen des Hatha-Yoga kombiniert. Wie das geht und was das bringt, kann man am Wochenende in Hamburg lernen, denn Kataria selbst wird dort einen Lachtrainer-Workshop halten.
Quelle: Aerztezeitung.de 31.08.2004
Magazin Stern
Bericht von Tobias Schmitz über Lachyoga mit Robert Butt
Um sich gut zu fühlen, kann man joggen gehen - oder ein Seminar für „Lachyoga" besuchen. Nach 40 Minuten Dauerkichern sieht die Welt viel schöner aus.
Bis vor kurzem mag Cleopatra - Labradorhündin, zutraulich und verspielt - ein glückliches Tier von klarem Hundeverstand gewesen sein. Dann ging Cleopatras Frauchen - Lehrerin, vielleicht nicht verspielt, aber immerhin neugierig - an einem Samstag im Oktober in ein Haus in Hamburg, legte sich auf eine Matratze, schloss die Augen, fing an zu lachen und hörte nicht mehr auf.
Cleopatra blickte auf ihr Frauchen und elf andere Zweibeiner und versuchte zu kapieren. Das intelligente Tier kapierte nichts. Es ist auch nicht zu verstehen, nicht mal für kluge Menschen. Jedenfalls nicht, wenn man nur zusieht: Robert Butt, 48, augenscheinlich ein ganz normaler Durchschnittsmensch, macht sich zum Idioten: hüpft wie ein Derwisch durch den Raum, klatscht rhythmisch in die Hände und ruft in lautem Stakkato eine Art Schlachtruf: „Hoo-hoo-ha-ha-ha!" Und noch mal. Und noch mal. Und noch mal. Seine Schüler, elf Frauen und ein Mann zwischen 27 und 84, hüpfen mit gleicher Entschlossenheit klatschend um ihn herum: Hoo-hoo-ha-ha-ha, hoohoo-ha-ha-ha, hoo-hoo-ha-ha-ha, hoohoo-ha-ha-ha! Dies ist keine konstituierende Sitzung einer neuen Sekte, dies ist Lachyoga für Anfänger und Fortgeschrittene.
Lachen kann Menschen glücklich machen. Kann in Einklang mit sich selbst bringen, Stress lindern und Kraft für den täglichen Überlebenskampf spenden. Lachyoga hat wenig mit Humor zu tun, die Seminare sind nichts für Stimmungskanonen. Lachtrainer Robert Butt erzählt keine Witze, er zeigt Wege zum Lachen ohne Grund. „Possetiwwitäät is wunschenswäät”; formuliert der in Pakistan geborene Engländer sein Lebensmotto. Oder anders gesagt: Lachen ist gesund. Das wissen die Inder seit Jahren. Allein in Bombay gibt es 80 Lachclubs, in denen sich Menschen regelmäßig treffen.
„Eine Minute Lachen ist wie zehn Minuten Joggen”, sagt Butt. Intensives Lachen stimuliere den ganzen Körper und sorge für Wohlbefinden. Im Laufe dieses Samstages werden sich seine Lachschüler durch mehrere Marathonläufe gelacht haben und abends wohlig-erschöpft nach Hause gehen. Viele werden noch mehr wollen und einmal pro Woche zu den Treffen von Butts Hamburger Lachclub kommen. Dann werden sie im Stadtpark stehen und lachen, giggeln, prusten, kichern, bis die Polizei kommt und nach dem Rechten sieht. Alles schon passiert.
Bis dahin aber ist es ein weiter Weg. Und der ist nichts für Sozialphobiker! Körperkontakt, Augenkontakt, Konfrontation mit anderen Menschen gehören zum Konzept. Einfacher gesagt: Lachyoga ist eine tolle Übung, um sich zum Affen zu machen. Um all das zu vergessen, was Mama und Papa einem einst beibrachten: Schneide nicht solche Grimassen! Sei nicht albern! Mund zu beim Gähnen!
Lachyoga ist Gähnen und Grimasse im Quadrat. Faucht euch an wie ein Löwe! Lacht euch aus! Nach Butts schweißtreibenden Übungen ist nichts mehr peinlich - und das Lachen kommt wie von selbst. Bei der „Lach-Meditation" 40 Minuten lang, fast ohne Unterbrechung: Butt liegt mit seinen Schülern auf dem Boden. Es wird still. Bis irgend jemand anfängt zu kichern. Vielleicht, weil dieser ganze Tag mit seinen Übungen so grotesk anders abläuft als verbissenes Schwitzen auf dem Stepper im Fitnessstudio. Aus dem Kichern wird ein Glucksen. Ein Prusten. Alle lachen. Und denken an dieses ewige „Hoo-hoo-ha-ha-ha". Und lachen lauter, immer tiefer. Es ist so komisch und so schön. Wie ein Vulkan bricht das Lachen aus einer jungen Frau, eine ältere verfällt in eine Art Hexenzetern: Hehehehe! Es wird still. Dann: ein donnerndes, wieherndes Gebrüll, zwölf Menschen als Lachorchester. Eine Frau hält sich den Bauch. „Hilfe, Hilfe”, japst eine andere und reckt die Arme zum Himmel, „was ist mit mir?" Nach 40 Minuten lacht die Frau noch immer. Unruhe kommt auf.
„Das sind die körpereigenen Opiate", raunt eine Wissende von links, „sie hat die Kontrolle verloren”, Robert Butt spricht beruhigend auf die Lachende ein. „Es ist für dich beängstigend zu merken, dass du die Zügel aus der Hand gegeben hast. Aber du brauchst keine Angst zu haben”. Minuten später hat sich die Frau wieder gefangen und krault Labradorhündin Cleopatra das Fell. Diesen Tag wird sie nicht vergessen. Der Hund auch nicht. Er grinst. Oder täuscht das?
Quelle: STERN (Spezial: Gesund Leben) Ausgabe vom November 2003
Alstertal Zeitung
Grundlos lachen? Bericht von Wolfgang E. Buss
„Sei nicht so albern" ist eine elterliche Ermahnung, die wir als Kinder häufig erhielten. Immer, wenn wir ausgelassen Spaß hatten und grundlos lachten, wurden wir irgendwie gescholten. Mehr und mehr ist uns das Lachen vergangen, man hat es uns ausgetrieben.
Durchschnittlich lachen wir nur noch sechs Minuten am Tag (in den 50er-Jahren waren es noch 18 Minuten), das wollen Wissenschaftler herausgefunden haben. Jetzt, im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg, herrscht eingeschränktes Lachverbot auf vielen deutschen Fernsehkanälen. Moderatoren, Journalisten, Experten und Talkgäste schauen noch finsterer aus der Wäsche als sonst. Wer lacht - das haben wir als Kinder verinnerlicht - ist albern, oberflächlich oder blöd.
Der echte Deutsche leidet, sorgt sich, trägt Bedenken. Wer heute noch herzhaft lacht, ist verantwortungslos. Oder: Wer zu viel lacht, hat schlicht eine Meise. Das sieht Robert Butt, Engländer und Lachyoga-Trainer, völlig anders. Ausgerechnet am vergangenen Sonntag (also mitten im Irak-Krieg) hielt er eines seiner Lachseminare im Alstertal ab. Zwölf Teilnehmer, darunter auch ich, waren mit der Erwartung gekommen, an diesem Tag herzhaft zu lachen - und zwar ohne Grund. Um ehrlich zu sein, Zweifel hatten wohl alle, ob das gelingen würde. Robert Butts Seminar basiert auf einer Methode, die der indische Arzt Dr. Madan Kataria entwickelt hat und in seinem Buch „Lachen ohne Grund" beschreibt. Sein Rezept: Ein Mix aus psychologischen Tricks (vor allem Rollenspiele) und alt bewährten Yoga-Atemübungen lockern die Stimmung. Das Sprichwort „Lachen ist ansteckend" tut sein Übriges.
„Beim Lachen schüttet das Gehirn die so genannten Glückshormone (Endorphine) aus. Dadurch verbessert sich die Stimmung, die Muskeln entspannen sich und durch das Lachen steigt der Sauerstoffgehalt im Blut", erläutert der Lachexperte. „Man fühlt sich besser und ist gesünder." So lernen wir wieder lachen. Und es funktioniert! Während zwei so genannter „Lach-Meditationen" ringen wir nach Luft und halten uns die Bäuche, fast eine Stunde lang. Seit langem haben wir nicht so herzhaft gelacht, ohne dass ein einziger Witz erzählt wird. Wir lachen tatsächlich „grundlos". Lachen steckt an. Inzwischen gibt es über 40 Lachklubs in Deutschland, 1100 weltweit. Auch in Hamburg haben sich bereits regelmäßige „Lachtreffs" gegründet.
Wer nicht mehr über die Comedy-Stars und -Shows lachen kann (bei denen übrigens ein Großteil der Lacher vom Tonband zugespielt wird) oder die immer gleichen Blondinenwitze nicht mehr wirklich lustig findet, wem das Lachen also insgesamt ein bisschen vergangen ist, dem sei ein solcher Lach-Tag empfohlen. Lachen bekämpft Stress, ist die beste Aerobic-Übung gegen Angst und Depressionen, senkt hohen Blutdruck, setzt Glücksstoffe frei und entspannt den Körper, das haben anerkannte Psychologen und Wissenschaftler längst bewiesen. Aber da ist noch etwas: Glück ist nirgends so präsent wie beim herzhaften Lachen.
Quelle: “Alstertal Zeitung”, Ausgabe März 2003
Ein bisschen Spass muss sein
Am Sonntag ist Welt-Lach-Tag - Kichern Sie doch einfach mal mit
Vor 40 Jahren haben die Menschen noch rund dreimal so viel gelacht wie heute. Wer mal wieder ausgelassen gackern will, kann das in einem der 1500 Clubs tun, die es weltweit gibt. Über Risiken und Nebenwirkungen des kollektiven Quatsches berichtet Miriam Opresnik.
Der Puls schnellt in die Höhe, der Brustkorb bebt, das Zwerchfell vibriert und der Mund weitet sich - weitet sich, bis ihm ein tiefes Glucksen und Gackern entströmt: das Lachen. Wir lachen, bis uns die Tränen kommen, der Bauch schmerzt, wir uns auf die Schenkel klopfen und uns auf dem Boden kugeln - allerdings machen die Menschen das alles viel zu selten. Studien zufolge hat die tägliche Gesamtlachdauer im Laufe der vergangenen Jahre permanent abgenommen. Während die Deutschen beispielsweise 1959 noch rund 18 Minuten pro Tag gelacht haben, betrug die tägliche Gesamtlachdauer 1999 nur noch sechs Minuten. Tendenz weiter sinkend. Einzige Ausnahme sind die Kinder. Während unsere Sprösslinge rund 400 mal am Tag kichern, prusten und grinsen, bringt es der Erwachsene nur auf durchschnittlich 15 Lacher am Tag. Dabei gilt Lachen als die beste Medizin, und nicht umsonst sagt man „Lachen ist gesund".
Selbst die Volksmusik hat das Phänomen für sich entdeckt, und so schmetterte Roberto Blanco einst: „Ein bisschen Spaß muss sein". Was sich wie leeres Geschwätz anhört, ist wissenschaftlich belegt. Die Lachforschung, die so genannte Gelotologie (Griechisch: gelos = lachen), hat nachgewiesen, dass Humor und Lachen unter anderem die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren, das Immunsystem stärken, den Blutdruck senken, Cholesterin abbauen und den Rückgang von seelisch bedingten Krankheiten wie Angst, Nervenzusammenbrüchen und Schlaflosigkeit fördern. Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen mit dem Phänomen Lachen beschäftigen: Es gibt Lachforscher, -ärzte und -clubs. Allein in Deutschland gibt es inzwischen mehr als 40 Vereine, die sich regelmäßig zum kollektiven Kichern treffen.
Die Lachbewegung wurde 1995 vom indischen Arzt Madan Kataria in Bombay gegründet. Das Rezept des Lachdoktors: Mit Yogaübungen, Rollenspielen und psychologischen Tricks wird künstliche Heiterkeit erzeugt, die zwangsläufig in echtes Gelächter umschlägt. Die Rechnung ist aufgegangen. Katarias „Laughter Club International" hat sich seit seiner Gründung über die ganze Welt ausgebreitet. Rund 300 000 Anhänger treffen sich regelmäßig in einem der weltweit 1500 Lachclubs. Der Grund für die kollektiven Kicher-Treffen: Lachen ist ansteckend. „Beim Anblick unbegründet lachender Menschen, muss man einfach mitlachen", erklärt Robert Butt das Prinzip.
Der Hamburger weiß, wovon er spricht: Der 48Jährige ist bei Lachguru Kataria persönlich in die Lehre gegangen und hat sich zum Lachtrainer ausbilden lassen. „Als ich einen Bericht über den Lachclub gelesen hatte, war ich von dem Prinzip sofort begeistert", erinnert sich Butt. Er reiste nach Bombay, besichtigte einige Lachclubs und gründete im Juli 2001 in Hamburg eine Dependance der indischen Heiterkeitsbewegung. Einmal im Monat gibt es ein Lachseminar, Süchtige können sogar wöchentlich beim Lachtreffen kichern. Los geht's mit einer Übung zum Warmwerden: Die Teilnehmer hüpfen durch den Raum, klatschen in die Hände und rufen dazu: „Hoho - hahaha". Vereinzelt ist ein erstes Kichern zu hören. Danach folgt das Presslufthammer-Lachen, bei dem man statt der Bohrgeräusche ein Lachen von sich gibt. Diese Übungen zeigen bei den Teilnehmern schnell Erfolg. Die ersten Seminarbesucher können sich angesichts der Absurdität der Übungen ein Lachen nicht verkneifen.
Beim anschließenden Löwen-Lachen, bei dem man Augen und Mund weit aufreißt, seinem Gegenüber die Zunge rausstreckt und richtig laut lacht, halten sich viele vor Lachen bereits den Bauch. „Bitte aufhören, ich kann nicht mehr", japst eine Teilnehmerin. Doch Robert Butt denkt gar nicht daran. „Man kann gar nicht genug lachen", lautet seine Devise. Um seine Kursteilnehmer zum Lachen zu bringen, fährt der 48 Jährige das ganze Spektrum an Übungen auf. Wer angesichts der lustigen Rollenspiele nicht schon in Kichern ausbricht, tut es sicher bei den Namen: es gibt das Milkshake-Lachen, bei dem man mit lautem Glucksen und Lachen das imaginäre Getränk von einem Glas in ein anderes umfüllt, und das Handy-Lachen, bei dem man mit einem imaginären Handy am Ohr laut lacht.
Wer einmal an dem kollektiven Kicher-Treffen teilgenommen hat, der kommt meistens wieder. Denn Lachen macht süchtig! „Da beim Lachen vom Gehirn Glückshormone ausgeschüttet werden, verbessert sich die Stimmung. Man fühlt sich einfach besser und gesünder - das gilt auch für das willkürliche, grundlose Lachen", schwärmt Robert Butt. Während die Lachgemeinde hierzulande trotz der positiven Auswirkungen auf Körper und Geist noch überschaubar ist, nimmt sie in anderen Ländern immer größere Dimensionen an. Im Gründungsland Indien treffen sich Hunderte von Menschen zum morgendlichen Kollektiv-Kichern und von den weltweit 1500 Lachclubs gibt es allein 1200 in Indien. Doch auch die Dänen ziehen mit, machen den Indern in puncto Kollektiv-Kichern Konkurrenz: Beim Welt-Lach-Tag im vergangenen Jahr lachten rund 7000 Dänen um die Wette.
Wenn es nach Robert Butt geht, sind die Deutschen die nächsten. „Es ist einfach ein unglaubliches Bild, wenn hunderte von Menschen gemeinsam Spaß haben", so der Lachtrainer. Sein Ziel: Die als „steif" verschrieenen Hanseaten zum gemeinsamen Lachen zu bewegen. Lange gedulden muss sich Butt damit nicht mehr. Am 4. Mai ist wieder Welt-Lach-Tag und Robert Butt veranstaltet auf dem Hamburger Rathausmarkt einen Lachyoga-Workshop. Sein Wunsch: „Mit den gemeinsamen Übungen die Kommunikation zwischen den Menschen zu fördern, ihre Gesundheit zu stärken und ihnen Frieden zu bescheren", sagt Butt und fügt hinzu: „Wer wohlwollend und von Herzen lacht, kann keinem anderen weh tun - aus diesem Grund veranstalten wir den Welt-Lach-Tag."
Doch das ist erst der Anfang: Wenn es nach Lachyoga-Gründer Madan Kataria geht, soll nicht "nur am Welt-Lach-Tag gemeinsam gekichert und gelacht werden, sondern auch bei der Eröffnung der nächsten Olympischen Spiele - um den Wettbewerb zu entschärfen. Solange sollten die Menschen allerdings nicht warten, bevor sie mal wieder herzhaft lachen. Doch Vorsicht! Eine Nebenwirkung gibt es beim hemmungslosen Gackern und Kichern allerdings auch: Lachfalten!
Quelle: aus den Harburger Anzeigen & Nachrichten Ausgabe vom 3. Mai 2003
Kieler Nachrichten
Lachen ist gesund: 'Lachen' macht frei
Lernen kann man es im Lachyoga-Workshop. Pünktlich zum Weltlachtag am morgigen Sonntag ließen sich in Hamburg 21 lachlustige Leute in die aus Indien stammende Kunst der Zwerchmuskel-Stimulation einweisen. JOURNAL-Autor Jan Dube lachte mit.
Ein mürrischer Mensch bin ich nicht. Wenn aber das Baby morgens um halb sechs aus seinem Kinderbett juchzt und die Welt entdecken will, dann ist das ziemlich früh. Zumal ich heute einen wichtigen Termin habe. Hilft nichts. Die Frau döst weiter, ich opfere mich. Baby trocken legen, Strampler raussuchen, Banane verfüttern, Rasseln schwingen, Bälle rollen, dann duschen, rasieren und in die Klamotten hüpfen. Ein müder Mann hat morgens wenig zu lachen.
Beim Blick in den Spiegel schaue ich in ein Gesicht mit leicht muffigen Zügen. Dann muss ich los. Lachen lernen. Im „Gewächshaus" - laut Internet-Info „Hamburgs Oase für spirituelles Erleben". „Lasst uns froh und munter sein/ und uns recht von Herzen freu'n." Ich summe das Lied, das mir im Auto in den Sinn kommt, ohne echte Überzeugung. Dann bin ich da. Das Gewächshaus ist ein lichter Ort. Ein Ort der Erleuchtung gar? Im Farnkraut hockt ein fetter Bronze-Buddha, von der Decke baumelt ein indianischer Traumfänger, und aus dem Ghetto-Blaster tönen sanfte Gitarrenklänge. Ein wenig esoterisch alles. Hmm. Das kann ja heiter werden.
„Guten Morgen", trällert Robert Butt, der Lachyoga-Trainer. Auf Korbstühlen sitzen schon Martina, Marita, Anita, Alex und Andrea. „Jan" schreibe ich mit Filzer auf gelbes Tesa-Krepp und pappe meinen Namen aufs Hemd. In der Ecke steht Fencheltee. Ich gieße mir ein und geselle mich zu den Wartenden. Man lächelt sich verlegen zu. Nach und nach trudelt auch Volker, Ursula, Ralph und Karen, Gitta, Gerd und wie sie alle heißen ein. 21 Lachyoga-Frischlinge.
„Lachen ist die beste Medizin", erklärt Robert, der dynamische Engländer. „1995 hat der indische Arzt Madan Kataria das Lachyoga in Bombay erfunden, seitdem begeistern sich weltweit immer mehr Menschen dafür." Auch ich? Mal gucken.
Um befreit lachen zu können, sagt Robert, müsse man sich auf das Heitere, das Positive im Leben konzentrieren. Reihum darf jeder von einen positiven Erlebnis erzählen, dann wird es ernst. Hüpfen ist angesagt, dabei klatschen und fröhlich „Ho!Ho!Hahaha!" rufen. Dann heißt es tanzen, zu fetzigem Latino-Groove. Danach hüpfen wir wieder, wild durcheinander, und klatschen. „Ho! Ho! Hahaha! " Dann tanzen. Immer im Wechsel. „Ho!Ho!Hahaha!" rufe ich tapfer. Erst zögerlich, dann immer lauter. Und tanze wie sonst nur nachts in der Disko. Morgens um halb elf. Erstaunlich!
„Normalerweise funktioniert Lachen über den Intellekt", erläutert Robert. „Nach einem Witz zum Beispiel gibt das Hirn dem Körper das Signal zu Lachen". Beim Lachyoga macht man es umgekehrt. Man setzt Zwerchfell und Stimme einfach in Gang. „Auch wenn das Hirn dem Körper sagt: Moment mal, du spinnst wohl' - Egal. Lasst es fließen", ruft Robert und stachelt uns mit einem englischen Sprichwort an:„ Fake it, fake it, until we make it." Es klappt.
Zwischendurch ein paar Lockerungsübungen. Dann schauen wir uns gegenseitig von ganz nah in die Augen, lange - und sollen dabei keine Miene verziehen. Volker hat blaue Augen und Lachfalten, hält die Mundwinkel aber in der Waagerechten. Renate guckt bierernst. Andrea hat rehbraune, nachdenkliche Augen, schließlich aber entschlüpft ihr ein strahlendes Grinsen. Das steckt an. Gerd guckt nicht lustig, aber er zuckt so komisch mit den Nasenflügeln. Reflex oder Absicht? Spielt keine Rolle. In mir gluckst es, prustet heraus. Einfach so. „Ho!Ho!hahaha!", hüpfe ich danach immer leichter. Und meine Hände sind ganz warm vom Klatschen.
Wir lachen im Chor, in allen Facetten, lernen die Vokal-Lache - lachen auf „a", lachen auf „e". Dann stemmen wir einen Lacher wie die Gewichtheber und schütten eine so genannte „Milchshake-Lache" herunter. Bei der „Löwen-Lache" streckt Marita mir die Zunge heraus, glubscht mit den Augen, brüllt und lacht sich schimmelig. Ich mich auch. Die Scheiben des Gewächshauses vibrieren fast, so viel Ausgelassenheit und Albernheit erfüllt den Raum.
In der Pause gibt es ein ayurvedisches Mittagsmenü, als Vorspeise sogar Kichererbsensuppe (Hi!Hi!Hahaha!). Danach geht es munter weiter, mit Ballon-Spielchen oder Lachmuskel-Fitness vor dem Handspiegel. Und mit Gibberig, komischen Dialogen in Fantasiesprache. Dazwischen legt Robert immer wieder Tanz-CDs auf. Bei der jüdischen Klezmer-Musik erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt. Es ist wie bei einer Hochzeitsfeier nachts um halb zwei, wenn Bier, Wein und Hochprozentiges dem Volk tüchtig eingeheizt haben. Ich springe und steppe.
Usi, die korpulente Rentnerin aus dem Niedersächsischen, hakt Oliver, den Studenten aus Berlin, unter und wirbelt durch das Gewächshaus. Wen ich auch angucke: Ich blicke in strahlende Gesichter! Schließlich legen wir den Kachelboden mit Matratzen aus, und Robert formt aus uns ein Menschenknäuel: „Legt euch so hin, dass jeder seinen Kopf auf dem Bauch eines anderen hat und auch jemand seinen Kopf auf euren Bauch legt."' Erst verharrt das Knäuel still. Mein Kopf hebt und senkt sich mit Gerds Atem. Da liege ich und kann nicht anders, ich beginne zu kichern. Die anderen auch. Ursula kreischt schrill. Das ist zum Piepen. Robert stößt in Maschinengewehr-Salven ein merkwürdiges Blöken aus. Das Knäuel kommt in Fahrt.
Gitta neben mir, die am Morgen noch so in sich gekehrt wirkte, schnattert jetzt wie eine Gans und ringt nach Luft. „Oh nee, oh nee", entfährt es ihr. „Ich kann gar nicht mehr aufhören." Sie klopft sich auf die Schenkel und tritt mit den Füßen gegen die Scheiben des Grünhauses. Klarer Fall von Lachkoller! Nicht nur Gitta hat einen: Gerd meckert ohne Unterlass wie ein Ziegenbock. Wiehernd kommt es der Ecke von Anita und Karen. Dann wird es wieder ruhiger, von irgendwoher aber schallt wieder ein neues Gackern. Glucksend, grunzend, röchelnd, kichernd und prustend setzt die Menge wieder ein. So geht es lange, mehr als eine halbe Stunde. Mein Zwerchfell schmerzt, Seitenstiche plagen mich. Es will nicht mehr aufhören, das Lachen.
Robert setzt dem schönen Spuk ein Ende. “Ist das nicht toll?" fragt er. „So eine Stimmung, und das ohne jedes Aufputschmittel?" Das ist toll. Jawoll! Gute Laune begleitet mich abends auf der Rückfahrt. „Hö!Ho!Hahaha! ", rufe ich immer wieder. Laut. Und beim Blick in den Rückspiegel sehe ich mich grinsen. Ganz breit.
INFORMATIONEN Gemeinsam gelacht wird morgen, am Weltlachtag, zwischen 11.30 und 13 Uhr auf dem Hamburger Rathausmarkt. Auf der NDR-Bühne richten Robert Butt und der Hamburger Lachyoga-Klub unter anderem einen Lachwettbewerb aus. Der Klub trifft sich außerdem einmal wöchentlich zum lockeren Lachen, im Sommer unter freiem Himmel im Hamburger Stadtpark. Ferner gibt es regelmäßige Lachpartys und Workshops. Weitere Infos unter www.lachyoga.de
Quelle: aus den “Kieler Nachrichten” vom 3. Mai 2003
Zeitschrift Madame
Lachen Sie sich glücklich!
Und wenn Sie nichts zu lachen haben? Kein Problem: Hier hilft Lachyoga
Bericht von Susanne Schäfer
Es war einfach zu witzig, als der arrogante Kollege gestern in der Konferenz zu seinem Vortrag ansetzte und in diesem Moment das Flipchart mit Getöse zusammenkrachte. Die Kollegen prusteten vor Lachen los. Und das geschieht dabei: Das Zwerchfell erbebt, 17 Gesichtsmuskeln gehen in Stellung, der Atem entweicht in kurzen Stößen. Dann lösen sich unterschiedlichste Laute aus der Kehle. Wasser sammelt sich in den Augen, die Brust bäumt sich auf, rund 80 Muskeln verrichten Schwerstarbeit. Lange nicht mehr so albern gewesen? Lange nicht mehr so viel für die Gesundheit getan! Denn eine Minute lachen ist so erfrischend wie ein 45-minütiges Entspannungstraining. Anregend wie ein kurzer Dauerlauf. Befreiend wie guter Sex.
Wir lachen, wenn etwas Lustiges passiert, wenn wir uns freuen - oder einfach nur glücklich sind. Schmunzeln, Kichern, Lächeln gehören zum menschlichen Programm. Seit Millionen von Jahren, quasi als Relikt der Evolution, sagen Forscher. Dem Frühmenschen, der sich noch nicht sprachlich äußern konnte, diente das Lachen als wichtiges Signal an seine Umwelt. Zum einen war es Ausdruck triumphaler Überlegenheit, die das Zusammengehörigkeitsgefühl in seinem Clan stärkte. Zum anderen signalisierte es dem Gegner: ,,Ich will dir nichts Böses." Der Lachende entwaffnet sein Gegenüber, löst Spannungen, vermittelt Selbstsicherheit und Kontaktfreude, setzt den Alltag für Momente außer Kraft. Lachen ist eine zentrale menschliche Ausdrucksform, die früh gelernt, aber auch wieder verlernt werden kann.
Kinder kichern hierzulande rund 400mal am Tag, Erwachsene lachen dagegen täglich nur noch ganze sechs Minuten. An deutschen Hochschulen wird Lachforschung gelehrt, es gibt Lachärzte, Lachclubs, Lach-Yoga- Spezialisten und Humorberater, die in Firmen Frohsinn verbreiten, und sie alle haben nur eins im Sinn: Sie wollen uns unser verloren gegangenes Lachen zurückgeben. Psychologen, Neurobiologen und Verhaltensforscher untersuchen für einen relativ neuen, inzwischen anerkannten Wissenschaftszweig, die Gelotologie, sogar das Phänomen der Heiterkeit. Bereits in den sechziger Jahren hatte der Kalifornier William Fry, Pionier der Gelotologie, in einem Selbstversuch herausgefunden, dass die Aktivität der Killerzellen während der Lachphase deutlich zunimmt und diese Stimulation des Immunsystems vier bis fünf Stunden anhält. Paul McGhee, wichtigster Lachforscher der Gegenwart, wies in umfangreichen Versuchsreihen nach, dass Lachen Schmerzen reduzieren kann und ähnlich wohltuend wie eine ausgedehnte Meditation wirkt: ,,Es baut Stress ab, reduziert chronische Ängste, setzt Glücksstoffe frei und entspannt Körper und Geist."
Durch die intensive Lachatmung, so der Experte, kommt es zu einem beschleunigten Austausch von verbrauchter und sauerstoffangereicherter Luft; die Verbrennungsvorgänge im Körper werden deutlich gefördert, das Herz wird nachhaltig gestärkt. Gelächter reguliert den Blutdruck, bremst Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol, verstärkt die Immun-Abwehrstoffe, setzt Glückshormone frei und entspannt die gesamte Muskulatur. Lachen, so US-Kardiologe Michel Miller, kann sogar lebensrettend wirken. ,,Wer viel lacht, ist gut gegen Herzerkrankungen gewappnet", erläutert der Mediziner seine jüngsten Forschungen. Lachen wirkt also Wunder. Der amerikanische Psychologe Robert Zajonc konnte sogar nachweisen, dass die Veränderung der Gesichtsmuskulatur schon beim Lächeln wie eine Sauerstoffdusche auf das Gehirn wirkt. Und nicht nur das: Bei Menschen, die künstlich lachen oder zum Lachen gezwungen werden, wird die Hormonausschüttung und damit das vegetative Nervensystem ebenso positiv beeinflußt wie beim echten Lachen.
Eine Erkenntnis, die der indische Arzt Madan Kataria zur Grundlage seines von ihm erfundenen Lach-Yoga gemacht hat. 1100 Lachclubs, 32 davon in Deutschland, arbeiten inzwischen weltweit nach der Methode des 45jährigen Lachdoktors aus Bombay. Sein Rezept: Man nehme einige Yoga-Atemübungen, mixe sie mit grotesken Rollenspielen, Tierimitationen und simulierten Lachübungen, und schon kippt die künstliche Heiterkeit in eine echte, nicht enden wollende Brüllorgie um. Und alle sind glücklich und entspannt. Ein Cocktail, der wirkt. Inzwischen versammeln sich allmorgendlich hunderte von Indern in städtischen Parks, um sich mit Hilfe von künstlichen Hoho-hahaha--Lauten, Löwenbrüllen u. ä. schließlich in echtes Gelächter reinfallen zu lassen. ,,Es ist ein unglaubliches Bild, wenn 400 Menschen zur gleichen Zeit sich gegenseitig die Zunge rausstrecken und schließlich auf dem Boden liegen vor Lachen", erinnert sich Robert Butt, der Kataria in Indien besucht und inzwischen einen Lachclub in Hamburg gegründet hat.
Einmal wöchentlich treffen sich rund 15 Menschen im Hamburger Toulouse-Institut, um mit simulierten Lach-Übungen wieder zu dem ausgelassenen Kind zu werden, das sie, so Butt, lange nicht mehr waren oder noch nie sein durften. Überhaupt, glaubt Butt, gibt es eine wachsende Sehnsucht nach einfachen Entspannungstechniken, die Stress reduzieren und die Lebensfreude steigern. Und deshalb, so der Lach-Yoga-Trainer, sei die Lachbewegung schwer im Kommen. Vor allem bei Workaholics und termingeplagten Managern. Und so haben ,,Humorberater" wie Paul McGhee und Madan Kataria längst begonnen, das lukrative Feld des Betriebs-Consultings zu erschließen. ,,In den meisten Firmen wird zu wenig gelacht", erklärt Kataria, ,,aber unfrohe, gestresste Menschen arbeiten weniger motiviert und effizient."
Kataria, der Konzerne wie Hewlett Packard oder Volvo in Humorfragen berät, empfiehlt bei Frust und Konkurrenzdruck im Büro seine Lach-Yoga-Übungen sowie die Einrichtung fester Lachzeiten: ,,In einer von mir beratenen Elektrizitätsfirma treffen sich die Leute jeden Morgen und lachen erst mal 15 Minuten miteinander. Die Folge: Die Krankmeldungen gingen spürbar zurück. Außerdem klagen weniger Mitarbeiter über Kopfschmerzen. Und die Kommunikation funktioniert besser."
Zuerst war sie skeptisch, doch dann siegte die Neugier: Autorin Susanne Schäfer nahm an einem Lach-Yoga-Workshop teil. Wir stehen im Kreis, klatschen in die Hände und dann legen wir gemeinsam los; Ho-ho Ha-ha-ha. Dabei stampfen wir mit den Füßen auf. Tut einfach so, als würdet ihr lachen, hatte uns der Lach-Yoga-Trainer zu Beginn des Workshops erklärt. Früher oder später geht euer künstliches Lachen dann in echtes Gelächter über. Weil das Gehirn durch die veränderte Gesichtsmuskulatur und die imitierten Lach-Bewegungen irgendwann den Impuls erhält: Der Körper will lachen. Und dann lacht man eben. Automatisch. Klingt einfach, ist es aber nicht, weil der Kopf, zumindest meiner, einfach nicht abschalten will. Was tust du hier bloß, fragt er mich, als wir das Hände-schütteln-Lachen üben. Dabei schüttelt man einem anderen die Hand und lacht ihn voll an. Auch die nächsten Übungen, das Handy-Lachen (imaginäres Handy ans Ohr und lachend reinsprechen) und das Ein-Meter-Lachen (mit Ha-ha-ha-ha ein imaginäres Gummiband ruckartig auseinander ziehen) finde ich nicht so witzig. Ein paar Frauen kichern bereits. Dann ist das Milkshake-Lachen dran: Wir balancieren zwei imaginäre Gläser, gießen mit einem komischen Laut die Flüssigkeit von links nach rechts und dann mit einem Ha-ha-ha in den Mund. Hört sich ziemlich blöd an und sieht auch so aus und plötzlich lösen sich die ersten Lacher aus meinem Bauch. Das Löwen-Lachen (Augen und Mund weit aufreißen, Zunge rausstrecken und richtig gemein lachen) finde ich noch komischer. Schließlich legen wir uns auf den Boden. Und dann lache ich, höre die anderen lachen, lache weiter, zwanzig Minuten am Stück. Hinterher sitze ich völlig erledigt auf dem Boden und kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt habe.
Quelle: aus der Zeitschrift: “Madame” vom Mai 2002
Lachen lernen!
Lach-Yoga kann die Stimmung heben
Eine quietschende Handbremse, ein komisches Missverständnis: Gelegenheiten zum Lachen gibt es ohne Unterlass. Doch meist lassen wir sie verstreichen – oder verbeißen uns das Losprusten, weil es uns unpassend erscheint. Wir hasten durch den Tag, planen die Zukunft, denken nach über gestern – und verlieren dabei den Blick für die schrägen und ulkigen kleinen Dinge im Jetzt. Doch das kann man ändern. Karsten (45) hat das getan. Den Freiberufler aus Hamburg plagten Hektik im Job und das Gefühl, einfach zu wenig zu lachen.
Einen TV-Beitrag über Lach-Yoga fand er so witzig, dass er es ausprobieren wollte. Seither fährt er mittwochs zum Lachen in den Club. Motto: „Fake it till you make it!“ Also: „Tu so als ob, bis es wirklich so ist!“ Gesprochen wird kaum, sondern gleich losgelacht: Ho-ho-hahaha! Bei Übungen wie „Pinguin-Lachen“ oder „Stromschlag-Lachen“ mischen sich clowneskes Spiel und Atem-Training. Das ist so komisch, dass schnell echtes, herzhaftes Lachen durch die Räume schallt.
Warum wird Lach-Training immer beliebter? Karstens Lehrer Robert Butt, der Lach-Yoga bei dessen Begründer Mandan Kataria in Indien erlernte: „Viele sehnen sich danach, einmal wieder ganz außer sich zu sein und das innere Kind freizulassen.“ Selbstkontrolle und Seriosität – hier müssen sie mal draußen bleiben. Manch einem, so Robert Butt, helfe das Lachen auch, mit einer Krankheit oder anderen Widrigkeiten besser fertig zu werden. Karsten entspannt sich einfach vom Alltag: „Das hält immer so zwei, drei Tage an.“ Das Beste aber sei, dass man sich die komische Perspektive im Alltag erhalte: „Ich lache heute viel leichter!“ Maike Petersen
Quelle: Hörzu.de
Körper Geist & Seele
Lach dich gesund!
Kundalini Yoga, Sivananda Yoga, Bikram Yoga, Power Yoga und nun auch noch das: Lachyoga. Was es damit auf sich hat, beschreibt Gabriele Mariel Pauls.
Zugegeben, ein bisschen peinlich ist es mir ja schon. Ich stehe im Kreis mit 15 mir wildfremden Menschen und soll einfach lachen. Zunächst einmal aufgesetzt. So lautet die Anweisung. „Mein Gott, wie hysterisch ich lache“, schießt es mir durch den Kopf, und mein Blick geht schnell in die Runde: „Wie sehen denn die Anderen aus?“ Fröhlich sehen sie aus, lachend, aber eben nicht lächerlich.
Der, der die Anweisungen gibt, heißt Robert Butt und ist Engländer. Zum Lachyoga kam er durch seinen ständig wiederkehrenden Winter-Blues, den wir Deutschen so ernsthaft humorlos Winterdepression nennen. Er habe so einiges ausprobiert, um diese Mischung aus Müdigkeit, Trägheit und Erschöpfung zu bekämpfen, erzählt er so nebenbei. NLP und Hypnotherapie zum Beispiel, doch der Durchbruch kam durch seine Begegnung mit dem Erfinder des Lachyoga, Dr. Madan Kataria. Der indische Arzt hat diese Form des Yoga 1995 entwickelt und schon jetzt, nur acht Jahre später, ist das Lachyoga dabei, fröhlich und friedlich die Welt zu erobern.
Wir sollen „Handy-Lachen“ üben. Jeder geht mit einem imaginären Handy am Ohr durch den Raum und schüttet sich aus vor Lachen über das, was der Gesprächspartner so von sich gibt. Mein Zwerchfell ist jetzt so richtig schön warm, das peinliche Gefühl verflogen. Nur mehr davon – das ist ja wirklich witzig. „Du wirst süchtig nach dem Lachen und willst immer mehr!“, japst Heidi Jung, Lachyoga-Teilnehmerin der ersten Stunde, „und das Gute ist: Diese Sucht ist gesund, hat angenehme Nebenwirkungen und kostet nix.“
Mein Durchbruch kommt beim „Namaste-Lachen“, dem indischen Begrüßungs-Lachen. Ich stehe meinem Partner gegenüber, klopfe ihm auf die Schulter und lache, künstlich zunächst, doch plötzlich – als würde ein Schalter umgelegt – kommt das echte Lachen in mir hoch und bahnt sich den Weg durch meinen Körper. Ich könnte mich ausschütten vor Lachen und am liebsten auf den Boden werfen (traue ich mich nicht). Der ganze Körper bebt, die Tränen rollen. Ohhhh jaaaa – lange nicht mehr so gelacht – jeder Muskel arbeitet, Glückshormone werden ausgeschüttet.
Wuuuunderbaaaaar!!! Nach der Anspannung kommt die Entspannung, das ist auch beim Lachyoga Prinzip. Ich wische die Tränen weg und folge gesammelt der nächsten Yogaübung. „Nicht immer“, sagt Robert Butt, „kommt das echte Lachen gleich am ersten Übungsabend. Das hängt von der eigenen inneren Verfassung ab. Doch fast jeder, der ein bisschen trainiert, kommt irgendwann zum echten Lachen.“ Inzwischen gibt es bereits eine eingefleischte Lachyoga-Gemeinde in Norddeutschland, die Parties veranstaltet, auf der eigene Lachyoga-Übungen kreiert werden. Denn Lachen ist auch eng mit der eigenen Kultur verbunden. „Die Schweden lachen über andere Dinge als die Deutschen und die Inder wieder über anderes“, weiß Robert Butt, „und manchmal lachen wir uns scheckig über das, was andere Nationen witzig finden.“ Na bitte, einen Grund zum Lachen gibt‘s immer.
Quelle: “Körper Geist & Seele” Hamburg Ausgabe von April 2003
Mach mal Pause (Zeitschrift)
Auf Kommando wird gelacht
Versprochen: In einer Stunde können Sie's auch ... Es ist bewiesen: Lachen macht gesund. Lachen macht schön. Lachen macht glücklich. Sie haben nix zu lachen? Dann nehmen Sie doch Nachhilfe! Bei mach mal Pause - Reporterin Jutta Vey hat's gewirkt ...
Ein großer Saal in Hamburg-Winterhude. Ich bin aufgeregt. Hier soll ich also lachen? Auf Kommando? Einige der 16 Teilnehmer gucken genauso skeptisch wie ich, denken bestimmt dasselbe: Was für ein Typ ist wohl dieser Lachtrainer? Einer, der mir auf Anhieb sympathisch ist.
Weil er rundum glücklich wirkt. „Schön, dass so viele gekommen sind", freut sich der 48 jährige Robert Butt. Nur der leichte Akzent verrät seine Herkunft: England. Hauptberuflich ist er Englischlehrer. Heute will er uns Nachhilfe in Sachen Lachen geben. Nicht durch Witze.
„Mit ein paar Übungen erzeuge ich künstliches Lachen. Das geht dann in echtes Lachen über." Dann geht's auch schon los. Die erste Übung: rhythmisch klatschen, dabei durch den Raum hüpfen und „hohoho, hahaha" rufen. Ein bisschen peinlich vor so vielen wildfremden Leuten. Dann kommt das „Begrüßungslachen": „Wir schütteln unserem Gegenüber die Hand und tun so, als ob wir uns ausschütten vor Lachen." Die ersten fangen an zu kichern. Spätestens beim Presslufthammer-Lachen (so tun, als ob man Presslufthammer in den Boden rammt) sind die letzten Hemmungen gefallen: Lautes Lachen hallt durch den Saal.
Eine Stunde lang hat Robert noch viele komische Übungen parat. Eine Stunde lang lachen alle, was das Zeug hält. Und sind nachher restlos begeistert. Ursula Michaels: „Ich fühle mich wunderbar erfrischt." Ursula Honig: "Ich habe bestimmt ein Pfund abgenommen." Die 28jährige Irina Böhm ist richtig süchtig: „Ich fühle mich danach entspannt, voller Energie. Das klingt noch die ganze Woche nach." Auch ich bin begeistert: Es ist überhaupt nicht lächerlich, auf Kommando zu lachen. Ich komme wieder! Lachen setzt Glücksstoffe frei, baut Stress ab, reduziert Ängste. 80 Muskeln werden aktiviert. Eine Minute Lachen ist so erfrischend wie ein 45minütiges Entspannungstraining. Wer viel lacht, ist gegen Herzerkrankungen gewappnet! Außerdem wirken Lachfalten den Kummerfalten entgegen und haben daher auch eine kosmetische Wirkung. Wer in einem der 40 Lachklubs in Deutschland mitlachen möchte: www.lachyoga.de.
Quelle: “mach mal Pause”
1/4 nach 5 (Magazin)
“Haha Hohoho" Bericht von Oliver Lück
In Winterhude treffen sich die Teilnehmer eines Lachclubs, um einmal in der Woche über sich selbst zu lachen, Klinikclowns gehen auf Visite in Krankenhäusern, da Lachen gesund ist, in einer kleinen Eimsbütteler Bar beölt sich das Stammpublikum über eine satirische Late Night Show und in einer Schule lernen Nachwuchsclowns, wie man Menschen zum Lachen bringt - in Hamburg gibt es Orte, an denen besonders und viel gelacht wird.
Am 4. Mai, dem Weltlachtag, werden sich auch in der Hansestadt heitere Menschen treffen, um in gemeinsames Gelächter auszubrechen. Es ist Lachtag. Im Terminkasten der Winterhuder Heilandskirche hängt das Angebot für den heutigen Mittwoch: „10 Uhr Bibelstunde. 18.30 Uhr Lachseminar." Die Kirchturmuhr zeigt 18.32 Uhr.
„Zeit zu lachen", sagt Robert Butt, der Seminarleiter. Zehn Frauen und ein Mann stellen sich in einem kleinen Saal der Kirchengemeinde im Kreis auf. Zunächst eine Entspannungsübung - tiefes Einatmen, tiefes Ausatmen, die Arme schwingen üben den Kopf und vor die Knie. Dann spreizt Robert Butt seine Finger, klatscht in die Hände, stimmt ein schnelles rhythmisches „Haha Hohoho, Haha Hohoho, Haha Hohoho" an und beginnt im Raum herumzuhüpfen. "Klatschen und lachen", ruft er. Die Seminarteilnehmer fallen sogleich mit ein, laufen und springen herum, „Haha Hohoho" schallt es durch den Saal. Nach wenigen Augenblicken bereits lacht die gesamte Gruppe, überall weit über die Ohren grienende Glücksgesichter. Keiner hat einen Witz erzählt, niemand etwas Lustiges gesagt oder getan. Eine Frau verfällt in ein hohes, glucksendes Lachen, klopft sich auf die Schenkel, kann sich gar nicht mehr einkriegen. „Wieso lachen Sie?", fragt Butt. „Ich weiß nicht", antwortet sie und johlt. Es wird gelacht, ohne einen Grund zu haben.
„Wenn man lacht, ist man glücklich, man fühlt sich gut", sagt Butt, „das ist doch Grund genug." Seit zwei Jahren leitet der 48Jährige einmal in der Woche den Winterhuder Lachclub. In den kalten Monaten trifft man sich im Saal der Heilandskirche, von Mai bis Oktober wird unterfreiem Himmel im Stadtpark gelacht. „Wir lachen auch bei Regen", sagt Butt. Ganz nach indischem Vorbild. Denn Lachclubs haben ihren Ursprung in den Parks von Mumbai, wo es heute alleine 76 Vereine gibt. Auch Butt, der einst für eine englische Ölfirma auf einer Bohrinsel in der Nordsee arbeitete und 1979 nach Hamburg kam, entdeckte in der westindischen Millionenstadt das Lachen. Dort ließ er sich von dem als „Lachdoktor" bekannten Madan Kataria, der seit Mitte der 90er Jahre Lachyogakurse leitet, zum Lachtrainer ausbilden. „Lachen ist eine Weltrevolution", gibt Kataria seinen Schülern mit auf den Weg. Und die Lachbewegung wächst beständig, heute gibt es weltweit über 1400 Clubs, davon 40 in Deutschland, einen in Hamburg.
Nächste Übung: Begrüßungslachen. Zwei Teilnehmer schütteln sich die Hände, schauen sich dabei in die Augen und lachen sich lauthals an. Nach wenigen Minuten hochrote Köpfe, auf mancher Stirn stehen die Schweißperlen. „Lachen ist aber anstrengend", pustet eine. Was eine andere wiederum so komisch findet, dass sie sich ausschüttet vor Lachen - ein wieherndes, keuchendes Kreischen, das bei jedem Atemzug japsend erstirbt, dann aber wieder um so stärker aus ihr herausbricht. Als sie sich beruhigt hat, werden Lachlaute wie „Hihihi", „Hohoho" oder „Huhuhu" geübt. Die Lungen, Zwerchfelle und Bäuche vibrieren. Es folgt erneut eine Atemübung, gekichert wird trotzdem. Stets finden sich Mitlacher, die sich sofort vom Lachvirus, einer Infektion ohne Inkubationszeit, anstecken lassen.
Aus einer Teilnehmerin platzt es einfach heraus, als ob jemand den kuriosesten Witz aller Zeiten erzählt hat. Zwischendurch immer wieder in die Hände klatschen und lautes „Haha Hohoho, Haha Hohoho". „Damit stimulieren wir die Akupressurpunkte", erklärt Butt. Nun das Löwenlachen: Zunge so weit wie möglich rausstrecken, Grimasse schneiden, die Hände rechts und links an den Kopf und die Finger zu Krallen werden lassen - „hääääh hääääh hääääh" machen die Lachschüler. Plötzlich steckt eine Frau, die sich verspätet hat, den Kopf zur Tür herein. „Lachen?", fragt sie. „Häääh, häääh, häääh", entgegnet eine andere mit ausgestreckter Zunge. Alles lacht.
Die Frau tritt lächelnd herein. Es folgen weitere Disziplinen wie das Presslufthammerlachen, das Über-sich-selbst-Lachen, das Schnarchlachen oder das Handy-Lachen, bei dem in ein imaginäres Mobiltelefon gelacht wird. „Durch die Absurdität der Übungen und da diese manch einem peinlich sind, entsteht eine lustige Atmosphäre", sagt Butt, „wir erzeugen ein künstliches Lachen, das bei vielen in ein natürliches umschlägt - der Intellekt sagt, da gibt es nichts zu lachen, der Körper tut es aber trotzdem."
„Jeder kann Lachen lernen, auch ohne Humor zu haben" Heidi kann schon nicht mehr vor Lachen, sackt in sich zusammen und kringelt sich auf dem Parkettboden. Lachen in Ekstase. „Sie ist eine unserer fleißigsten Lacherinnen und seit zwei Jahren dabei", lobt Butt. „Lachen macht süchtig", sagt sie selber, „im Lachclub kann ich die Sau rauslassen und zugleich Energie auftanken, die für Tage anhält. Wenn ich gut gelacht habe, kribbelt mein ganzer Körper."
Andere seien da, weil sie das Lachen verlernt hätten und es nun neu lernen wollten. „Meine Altersgenossen erzählen mir immer nur, wie krank sie sind. Das will ich mir aber nicht mehr anhören und gehe lieber einmal die Woche zum Lachen", sagt Ingeborg, 75, „sonst gibt es in der heutigen Zeit nicht viel zu lachen." Auch Lachprofi Robert Butt meint, dass „viel zu wenig gelacht wird. Die meisten gehen mit ernsten Gesichtern zur Arbeit und kommen mit ernsten Gesichtern nach Hause.
Man muss damit anfangen, über sich selbst zu lachen, doch das können die wenigsten." Statistisch betrachtet lachen die Deutschen nur noch sechs Minuten am Tag, in den 50er Jahren war es dreimal so viel. „Vielleicht liegt es daran, da weniger miteinander kommuniziert wird und man mehr für sich lebt. Lachen ist Kommunikation." Die Menschen verlören mehr und mehr ihren Zugang zu Emotionen, glaubt er, „viele haben Probleme mit dem Lachen wie auch mit dem Weinen".
Beim Lachen steige man aus jeglicher Selbstkontrolle aus. Ein selbstvergessener Ausnahmezustand, ein Ausdruck von naiver Lebensfreude. Daher sei es auch möglich, Lachen zu lernen, sagt Butt, ohne dass dabei der Sinn für Humor eine Rolle spielen müsse. „Humor ist eine andere Sache und viel zu verschieden. Menschen, die sehr stark über den Intellekt gesteuert sind, haben zum Beispiel Probleme mit manchem Humor. Durch das Lachyoga findet man aber oft einen besseren Zugang."
Zudem wirke eine Minute Lachen wie zehn Minuten Joggen. Es stimuliere das Gehirn, trainiere das Herz, fördere die Atmung, stärke das Immunsystem und reduziere Stresshormone. Sagt Robert Butt und sagen Lachforscher, so genannte Gelotologen, die auch herausgefunden haben, dass beim Lachen über 70 Muskeln im Körper beansprucht werden. „Es wirkt präventiv", weiß Butt, „lache also, bevor du krank wirst." Eine Einstellung, die sich auch Robert Butt für den 4. Mai von möglichst vielen Hamburgern erhofft. Der Leiter des Winterhuder Lachclubs möchte, dass sich alle Lachwilligen, am Weltlachtag, der seit nunmehr sechs Jahren jährlich stattfindet, auf dem Rathausplatz versammeln, um gemeinsam Lachübungen zu machen.
Es soll Wettbewerbe geben, in denen das ansteckendste und das komischste Lachen prämiert werden. Angesichts der Vorstellung, dass 5000 Menschen oder mehr das Löwenlachen machen und ein tausendkehliges „Hääh Hääh Hääh" zuhören ist, lächelt Butt. „Ein toller Gedanke." Dann lacht er, verabschiedet sich, steigt in seinen Honda. Als er um die Ecke biegt, lacht er immer noch. Auf der Heckklappe des Wagens ein Aufkleber, der die Gefühlswelt des Robert Butt nur zu gut beschreibt:
“I love to laugh.”